Wer oder was ist die Kreativbranche?

Kreativstadt Offenbach

„Der Kreativsektor schafft hochwertige innovative Arbeitsplätze und ist daher ein tragendes Element für den Strukturwandel zu einer modernen wissensbasierten Ökonomie. Die zunehmende Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges wird durch zahlreiche empirische Studien belegt.“

(Sailer et. Al. 2007: 1)

Woher der Begriff der Kreativwirtschaft kommt, ist nicht endgültig bewiesen. Die Debatte auf europäischer Ebene kommt aus Großbritannien, aus dem 1990er Jahren unter Tony Blair. Die Kreativwirtschaft wurde damals als zukunftsfähige Branche betrachtet und entsprechend gefördert. Damit einher ging auch ein verändertes Verständnis von Kultur, den von damals an wurde der Kultur mehr Bedeutung beigemessen.

Mehr Begriffe aus der Geographie erkläre ich Dir in meinem Lexikon der Humangeographie.

Kreativbranche: Definition ist schwierig

Und so nahm die Entwicklung der Kreativbranche Fahrt auf. Im Jahr 2007 trat die UNESCO Konvention über Schutz und Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in Kraft und die Europäische Union (EU) gab sich eine Kulturagenda, beide beinhalten explizit die Kreativwirtschaft. Die Autoren Sailer et. Al. (2007: 9) stellten fest, dass eine Definition der Kreativwirtschaft nur sehr schwierig zu treffen ist.

Aber woran liegt das? Je nach Definition werden unterschiedliche Branchen bzw. Zugehörigkeiten angenommen. Eine Definition der Wirtschaftsministerkonferenz (KMK) definiert die Kreativbranche wie folgt: 

„Unter Kultur- und Kreativwirtschaft werden diejenigen Kultur- und Kreativunternehmen erfasst, welche überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen.“

(Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2009: 22)

Kreativbranche: Definition mit Schwierigkeiten

Allerdings bleibt offen, wann Unternehmen und Selbstständige als „erwerbswirtschaftlich“ betrachtet werden. Denn Unternehmen, die weniger als 17.5000 Euro verdienen und entsprechend wenig / keine Steuer zahlen, werden statistisch nicht erfasst.


Anteil der Teilmärkte an der Bruttowertschöpfung der Kreativbranche. Eigene Darstellung nach Bertschek, Ohnemus 

Die britische, inzwischen weit verbreitete Definition umgeht dieses Problem und definiert Kreativwirtschaft ohne die Frage nach Geld, also als eine Industrie, welche auf Kreativität und Talent beruht:

Those industries that are based on individual creativity, skill and talent with the potential to create wealth and jobs through developing intellectual property.

Reich (2013: 11)

Der Begriff der Kreativwirtschaft macht klar, dass es sich dabei nur um wirtschaftliche Betriebe handelt, was öffentliche Kulturbetriebe per Definition ausschließt. Und diese sogenannten Kreative in Deutschland sind gar nicht so wenige: rund 256.000 freiberuflich tätige Menschen bzw. Unternehmen in der Kultur- und Kreativbranche schätzt die Initiative Kultur- und  Kreativwirtschaft.

Und was mich am allermeisten überrascht hat: auch ich als freier Journalist gehöre zur Kreativbranche, aber das war mir ehrlicherweise gar nicht so bewusst.

Kreativistadt Offenbach

Auf dem Bild sehen wir die Heyne-Fabrik in Offenbach. Offenbach selber vermarktet sich als Kreativstadt, die Heyne-Fabrik soll ein Ort der Kreativität und Start-Ups werden.

Literatur zum Nach- und Weiterlesen

Bertschek, I., Ohnemus, J., et all (2018)- Monitoringbericht Kusltur- und Kreativwirtschaft 2017 ZEW Expertises, ZEW – Leibniz Centre for European Economic Research, volume 0, number 179120

Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft: Kultur- und Kreativwirtschaft. URL: https://www.kultur-kreativ-wirtschaft.de/KUK/Navigation/DE/DieBranche/Uebersicht/uebersicht.html

Sailer, U., Fischer, C. (2007): Kreativwirtschaft Offenbach. Trier.

Söndermann, M. (2012): Monitoring zu ausgewählten Eckdaten der Kultur- und Kreativwirtschaft 2010.

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